Reisebericht Canada 2001
 
 

Im Mai 2001 flogen wir an die Westküste Canadas. Die Rundreise in unserem Camper begann und endete in Calgary.  Wir waren 3 Wochen unterwegs und legten knapp 3000 Km zurück. Um einen Eindruck von der Reise zu geben, haben wir unser Reisetagebuch mit einigen Bildern, Skizzen und weiteren Links hier veröffentlicht:

 

Am 17.05.01 übernehmen wir in Calgary unseren Camper und fahren zunächst auf dem Transcanada Highway (TCH) in Richtung Banf National Park (NP). In Höhe von Cochrane fahren wir auf dem alten Highway 1 a, der parallel zum TCH verläuft, weiter, weil diese Strecke landschaftlich reizvoller ist und weniger befahren als der TCH. In Banf angekommen, suchen wir uns einen Stellplatz auf dem Tunnel Mountain Campground, wo uns zu unserem Erstaunen eine kleine Herde mule deers begrüßt und direkt neben dem Camper friedlich grast. Am 18.05. führen wir eine Wanderung zu den Hoodoos, Sandskulpturen im Bow River Valley, durch.

Dieser kurze Trail wird bevorzugt von Bussen angefahren, die japanische oder amerikanische Touristen ausspucken und nach 10 Minuten wieder einsammeln. Nachdem auch wir unsere obligatorischen Fotos geschossen haben, nehmen wir den nächsten etwas längeren Wanderweg in Angriff.

Der Bow Falls trail führt uns vom Campingplatz am Bow River entlang. Am Ende des Bow River trails überblickt man am Bow Falls Overlook nicht nur die Wasserfälle des Bow River, sondern auch das schloßartige Banff Springs Hotel, das lange Zeit als das beste Hotel Nordamerikas galt. Am Abend beabsichtigen wir, die geschundenen Füsse in den Upper Hot Springs zu erholen. Zu unserer Enttäuschung strömen die heißen Quellen das Flair eines städtischen Freibades aus. Wir gehen unverrichteter Dinge wieder von dannen und trösteten uns damit, am nächsten Tag in Radium Hot Springs die dortigen Thermalbäder aufzusuchen.

Am 19.05. "it rains cats and dogs" in Banff. So fahren wir leichten Herzens nach Radium Hot Springs, einer Badeanlage mit zwei Outdoor Pools. Auf dem Weg nach Radium Hot Springs bleiben wir auf dem TCH und durchqueren den Kootenay NP. Leider müssen wir in Radium Hot Springs enttäuscht feststellen, dass der Campingplatz bereits ausgebucht ist und auch hier sehen die Thermalbecken wie eine städtische Badeanstalt aus – allerdings größer. Die Stadt selbst ist reizlos – erinnert uns jedoch beim Blick auf die Speisekarten der Hotels an die Heimat. Hier finden wir viele deutsche Gerichte wieder, Sauerkraut und Bratwurst, hausgemachte Spätzle usw. Wir verlassen die Stadt und fahren früher als geplant in Richtung Glacier NP.

Ca. 20 km vor dem Glacier NP übernachten wir auf einem reizvollen kleinen Campingplatz. Am Abend genießen wir die ersten Steaks, so groß, dass sie einen Pizzateller füllen.

Am 20.05. fahren wir dann in aller Frühe in Glacier NP. Da auf der Verbindungsstraße kurz zuvor eine Schlammlawine heruntergegangen war, müssen wir einige Zeit warten, bis die Straße wieder freigeräumt ist. Im Visitor Center holen wir Informationen ein und erfahren, dass sämtliche Campingplätze und trails aufgrund schlechter Witterungsverhältnisse und Bärensichtungen  geschlossen sind. Wir haben Gelegenheit, einen Film zum Thema „The bear and the man“ zu sehen.

Wir durchqueren den Glacier NP in der Hoffnung, in dem sich anschließenden Revelstoke NP eine Übernachtungsmöglichkeit zu finden. In Revelstoke können wir auf einem Boardwalk einen schummerigen Regenwald mit bis zu 800 Jahre alten Riesenzedern bewundern. Etwa 3 km weiter westlich führt der Skunk Cabbage Trail durch ein Sumpfgelände am Illecillewaet River. Verantwortlich für den Namen des Feldes ist die Riesenkohlart, die dort beheimatet ist und wie überdimensionale Kohlköpfe aussieht. In Revelstoke finden wir am Williamson Lake ein schönes Quartier direkt am See gelegen.

Am 21.05. nehmen wir nicht den direkten Weg über den TCH nach Vernon, sondern eine attraktivere Route nach Westen. Auf dieser kaum befahrenen Strecke hat man das Gefühl, allein unterwegs zu sein. Die erste Fähre führt von von Shelter nach Galena Bay über den Columbia River, von dort aus weiter nach Nakusp. Hier unternehmen wir einen weiteren Versuch, in heißen Quellen (Nakusp Hot Springs) zu baden. Wir sind erfolgreich und aalen uns im 38 und 42 Grad warmen Wasser. Übernachten wollen wir auf dem ortsansässigen Campground nicht, der nicht das hält, was der Reiseführer verspricht. Wir fahren weiter zum Mc Donald Creek Provincial Park, wo wir einen wunderschönen staatlichen Campground direkt am Ufer des Columbia River finden.

Der Park-Ranger stellt uns Feuerholz zur Verfügung und überreicht uns als Willkommensgeschenk frisch gefangenen Fisch. So kommen wir in den Genuß, eine Regenbogenforelle und zwei kleinere Lachse am Lagerfeuer zu grillen. Welch ein Erlebnis!

Am 22.05. fahren wir mit einer weiteren Fähre von Fauqier nach Needles wieder auf die westliche Seite des Columbia River. Unser Ziel ist das Okanagan Valley, das sich vom Klima völlig von den anderen Regionen unterscheidet. In dieser trocken heißen Region fühlt man sich nach Südeuropa versetzt. Am Ufer des Kalamalka Lake legen wir eine Übernachtung ein. Wir sind auf dem Campingplatz die einzigen Gäste.

Da uns das Okanagan Valley als nicht so reizvoll erscheint, verzichten wir auf die Weiterfahrt durch das Tal bis Osoyoos und bewegen uns Richtung Vancouver. Wir legen einen Zwischenstopp in der Nähe von Harrison Hot Springs ein. Hier übernachten wir auf dem Hicks Lake Campground, gelegen an einem glasklaren See. Ein 6 km langer Loop Trail umrundet den See, kurz vor dem Campground führt der Beaver Pond Nature Trail um einen Teich mit Biberdämmen. In einem Gespräch mit einem ehemaligen Mitarbeiter der Forstbehörde erfahren wir, dass vor etwa 50 Jahren das Gebiet mit Kahlschlag gerodet wurde und anschließend wieder aufgeforstet wurde.

Am 24.05. bewegen wir uns auf den Weg nach Vancouver. Ausgehend vom Campground in Surrey nehmen wir den sky train in Richtung Downtown. Der sky train wurde 1986 anläßlich der Expo gebaut. Die Züge des sky trains verkehren im 5-Minuten-Takt zwischen Waterfront Station in der Nähe des Canada Place und der Endstation King George in Surrey sündlich des Fraser Rivers. Auf den ersten Blick sind wir von Vancouver enttäuscht. Wir sind mit großen Erwartungen in die Stadt gekommen, die laut Reiseführer als eine der attraktivsten Städte, gelegen zwischen Fraser River, Küstengebirge und Meer beschrieben wurde. Wir sehen in erster Linie shopping Zentren, auch unterirdische Einkaufszentren fehlen nicht.

Welch eine Hektik und welch ein Trubel nach der Stille und Einsamkeit, die wir in den Nationalparks genießen konnten. In der bekanntesten Flaniermeile, der Robson-Street, sehen wir Restaurants unterschiedlicher Nationalitäten. Wir schauen uns Gastown, den ältesten Bezirk Vancouvers an. Gastown besitzt zwei Wahrzeichen: die Statue des Stadtgründers Gassy Jack auf einem Whisky-Faß und die Steam Clock, die viertelstündlich pfeift und stündlich Dampf ablässt. An Gastown grenzt Chinatown. Vancouver besitzt eines der größten Chinesenvierteil Nordamerikas. Chinatown wird glücklicherweise nicht vom Geschäft mit den Touristen dominiert. Die Atmosphäre ist relativ authentisch geblieben. Hier in Chinatown sehen wir Obst- und Gemüsesorten, die wir noch nie zuvor gesehen haben. Es ist ein wenig schwierig, mit den Chinesen ins Gespräch zu kommen, auch das Filmen wird nicht gern gesehen. Erst nachdem wir um Erlaubnis zum Filmen bitten, können wir einige Eindrücke in Bild und Ton festhalten.

Wir haben in Vancouver den Campingplatz für zwei Tage gemietet, überlegen aber bereits am ersten Tag unseres Aufenthaltes, wieder vorzeitig abzureisen. Letztendlich entscheiden wir uns dann doch für einen weiteren Besuch in Chinatown. Darüber hinaus wollen wir uns den Stanley Park ansehen, der nur wenige Gehminuten von Downtown liegt. Im östlichen Teil wirkt der Park heute wie ein gepflegter Stadtwald, im Westen blieb der Urwald weitgehend erhalten. Im Stanley Park besuchen wir die Totempfähle der Haida Indianer aus dem Nodwesten von BC.

Am 26.05. verlassen wir auf dem Sea to Sky Highway Vancouver. Die Route stellt sich als besonders schön heraus. Wir legen mehrere Zwischenstopps ein, z. B. im Shannon Falls Provincial Park, wo sich das Wasser der Shannon Falls über mehrere Stufen 335 m tief in die Tiefe stürzt oder an den Brandywine Falls, einem Wasserfall wie aus dem Bilderbuch. In Lillooet legen wir eine Übernachtung ein. Hier gibt es sogar einen deutschen Bäcker, bei dem wir Brot und ein Stück Sonntagskuchen kaufen. Unangenehm überrascht sind wir jedoch über die unfreundliche Behandlung in dem Bäckerladen. Man hat das Gefühl, wieder in der Servicewüste Deutschland zu sein. Wir übernachten auf dem Campground des Stromerzeugers BC Hydro, gelegen an einem Wildbach.

Abends hören wir zufällig von Einheimischen, daß gegen 18:00 eine historische Lokomotive die Schienen in der Nachbarschaft entlangschnauft, bewaffnet mit Foto- und Videokamera lauern wir und andere Fotografen ihr auf. Meiner Bemerkung, falls das Licht nicht mehr optimal wäre, könne man es ja morgemn noch mal aufnehmen, wurde entgegnet, daß dies wahrscheinlich die letzte Fahrt der Lok sei!

Am 27.05. fahren wir weiter zum Wells Gray Provincial park, der weitgehend unerschlossene Wildnis ist und noch Büffel beherbergt. Wir wandern zu den Spahats Creek Falls. Hier stürzt das Wasser des Baches in eine Schlucht. Interessant sind auch die Dawson Falls, die sich durch eine erhebliche Breite von 91 m auszeichnen. Das Bild erinnert uns ein wenig an die Niagara Falls. Besonders sind auch die Helmcken Falls, die aus einem engen Durchlaß über 130 m in die Tiefe donnern.

Auf dem Campground treffen wir Florian, einen deutschen Biker, der uns von seiner Reise durch Kanada, Australien und Neuseeland erzählt. Er berichtet, bis Ende Januar ca. 10.000 km mit dem Fahrrad zurücklegen zu wollen. Wir sind beeindruckt.

Am 28.05. fahren wir weiter Richtung Jasper NP, legen allerdings zuvor einen Zwischenstopp in Mount Robson ein. Mount Robson ist der höchste Berg in den kanadischen Rocky Mountains. Hier führt uns eine Teilstrecke des Berg Lake Trails zum Kinney Lake. Wir genießen die smaragdfarbene Färbung des Sees. Diese Farbnunancen werden durch die Art der aus den Gletschern stammenden Sedimente und die wechselnde Sättigung des Wassers mit Mineralien erreicht.

Bei der Einfahrt in den Jasper NP sehen wir zwei Elche. In Jasper unternehmen wir an dem Tag nichts mehr, wir suchen uns lediglich einen Campingplatz.

Am 29.05. führt uns der Weg zunächst ins Visitor Centre. Hier erfahren wir, dass wir nicht wie geplant zum Edith Cavell Gletscher wandern können, da dieser trail und viele andere aufgrund zu großen Schhneevorkommens gesperrt sind. Wir wählen als neues Ausflugsziel den Maligne Canyon. Hier sehen wir zu Beginn des Wanderweges eine kleine Herde Dickhornschafe. Der Maligne River hat sich bis zu 35 m tief in die Kalksteinschlucht hineingefressen und dabei sehr imposante Wasserfälle hinterlassen. Bereits nach der dritten Brücke sind wir fast allein unterwegs. Wir sind bis zur 5. Brücke gelaufen und anschließend zurückgekehrt. Am Nachmittag fahren wir zum Maligne Lake. Auf der serpentinartigen Straße passieren wir den Medicine Lake und sehen aus dem Auto heraus am Seeufer eine Schwarzbären-Familie. Am Maligne Lake angekommen sehen wir nicht – wie erwartet – einen türkisfarbenen See, sondern einen verschneiten unter tief hängenden Wolken wenig beeindruckenden See. Wir halten uns nur kurz auf, fahren zurück nach Jasper und unternehmen einen kleinen Stadtbummel.

Am 30.05. fahren wir am frühen Morgen von Jasper aus auf dem Icefields Parkway in Richtung Columbia Icefield. Wir fahren am Athabasca River entlang, der durch das Valley of 5 Lakes läuft. Hier führ ein hübscher Trail zu den 5 Seen, die malerisch und türkisfarbend schimmern uns wesentlich besser gefallen als der Maligne Lake, der in jedem Reiseführer als Pflichtprogramm dargestellt wird. Wir gelangen immer mehr zu der Überzeugung, dass viele Naturschönheiten außerhalb der touristischen Hochburgen zu finden sind. Ein weiterer Abstecher führt uns zu den Athabasca Falls. Den nächsten Haltepunkt bilden wiederum Wasserfälle, die Sunwapta Falls, die uns weniger beeindrucken als die Athabasca Falls. Der Athabasca River wird gespeist vom Athabasca Glacier, der zum 300 km² großen Columbia Icefield gehört. Wir wandern zum Athabasca Glacier, der von der Straße aus zu sehen ist und bewegen uns einige Schritte auf das ewige Eis. Eine größere Wanderung auf dem Eis wäre aufgrund der vielen Gletscherspalten ohne Führer zu gefährlich. Hier weht ein eisiger Wind.

Auf der Suche nach einem geöffneten Campingplatz fahren wir auf dem grandiosen Icefields Parkway weiter südlich Richtung Banf NP. Wir stellen fest, nun nicht mehr weit vom Abraham Lake entfernt zu sein. Wir erleben eine grandiose Abfahrt ins Tal des North Saskatchewan River. Eine derart intensiv smaragdfarbene Färbung eines Sees umgeben von schroffen Berge hatten wir zuvor noch nicht gesehen. Dieser See ist von Touristen so gut wie unberührt.

Am 31.05. wollen wir die nur wenige km entfernte Stadt Nordegg besuchen, um durch die Stadt zu bummeln und einige Einkäufe zu tätigen. Die Überraschung ist groß, als wir feststellen, dass die Stadt lediglich aus einigen Wohnhäusern, einem Motel, einer Tankstelle und einem Visitor Centre besteht. Allerdings gibt es einen großen Golfplatz. Im Visitor Centre sehen wir uns das Bergbaumuseum an. Nordegg war die zweitgrößte Kohlenmine bis in die fünfziger Jahre. 80 % der Förderung gingen an die Eisenbahn. Als aber die Lokomotiven auf Diesel umgestellt wurden, mussten die Minen geschlossen werden. Das Sterben der Stadt begann. Wir beschließen, weiter nach Lake Louise zu fahren.

Am Bow Summit, dem mit 2069 m höchten Punkt des Parkways, legen wir einen Zwischenstopp am Pyto Lake Viewpoint ein, dessen Wasserfarbe strahlend blau erscheint. Wir fahren weiter zum Bow Lake, einem noch teilweise mit Eisschollen bedeckten Gletschersee. Auch der Lake Louise ist teilweise noch mit Eisschollen bedeckt. Direkt am Lake Louise liegt das Nobelhotel Chateau Lake Louise.

Am 01.06. fahren wir zum Moraine Lake und wählen einen trail zu den Consolation Lakes. Der Weg ist teilweise matschig und unwegsam. Am Nachmittal wählen wir den Rockpile trail. Wir erhalten einen wunderbaren Überblick über den Moraine Lake. Dieses Motiv ist auf dem alten 20 CAN$-Schein zu sehen.

In der Nacht zum 2. Juni regnet es ohne Unterlaß, daher lassen wir den Tag geruhsam angehen und sehen wir uns im Visitor Centre zunächst einen Film über Grizzleys an. Da der Regen bis Mittag anhält, beschließen wir, in den Yoho NP zu fahren in der Hoffnung, dort besseres Wetter anzutreffen. Wir haben Glück und können trockenen Fußes die Takakkaw Wasserfälle betrachten, deren Wasser in mehreren Stufen 284 m in die Tiefe herunterstürzt. Gespeist werden die Fälle vom nur wenige 100 m oberhalb gelegenen Daly Glacier. Wir kommen mit einem US-Amerikaner, Steve Hall, ehemaliger Bankmanager und nun erfolgreicher Pianist, ins Gespräch. Er schenkt uns eine seiner Musikkassetten, für die er eine goldene Schallplatte erhalten hat. Unser nächstes Ziel im Yoho NP ist der Emerald Lake, dessen türkisfarbene Färbung dem Namen Ehre macht. Hier führt uns ein Weg von 6 km um den See herum. Auf der Rückfahrt nach Lake Louise bewundern wir die Natural Bridge, eine Felsenbrücke über den Kicking horse River.

Unser Urlaub nähert sich dem Ende und wir fahren am nächsten Tag zurück nach Calgary, wo wir auf einem KOA Campground noch eine Übernachtung einlegen, bevor uns der Weg zurück nach Deutschland führt.

Ein schöner Urlaub geht zu Ende.